Die slowakei und die eu
Slowakische Sprache

Die slowakische Sprache ist…
- ein Bindeglied zwischen den slawischen Sprachen; sie wird manchmal als das Esperanto unter den slawischen Sprachen bezeichnet. Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Sie gehört zwar zur Gruppe der westslawischen Sprachen (zusammen mit Tschechisch, Polnisch, Ober- und Niedersorbisch), doch sie weist auch viele sprachliche Erscheinungen auf, die für südslawische Sprachen typisch sind;
- wohlklingend, auch dank der häufig verbreiteten vom Klang her interessanten Konsonanten ď, ť, ň, ľ, ž, š, dž, č und Diphthongen ia, ie, iu (wie etwa in Wörtern čučoriedka, žinčica);
- sanft, aufgrund der Fähigkeit, zahlreiche Verkleinerungsformen zu bilden;
- kompliziert, weil sie zwischen dem natürlichen und grammatischen Geschlecht unterscheidet;
- einfach, weil sie nur drei Zeitformen und viele internationale Wörter verwendet;
- eine Sprache, die auch geschlechtsspezifisch sein kann. Dies äußert sich zum Beispiel bei den Verben im Präteritum (männlich: muž išiel, weiblich: žena spievala, sächlich: dieťa sa hralo);
- eine Sprache, die manchmal nicht geschlechtsspezifisch sein möchte. Auch wenn weibliche Nachnamen im Slowakischen eine konkrete Form haben (pán Slávik – pani Sláviková) und weibliche Berufsbezeichnungen von ihren männlichen Äquivalenten unterschieden werden (profesor – profesorka), hält man diese Regeln oft nicht ein;
- ein wenig archaisch, in einigen Fällen treten immer noch ältere Alternationen auf (noha – nôžka – nožička, ruka – rúčka – ručička, krok – krôčik – kráčať, boh – božský – náboženstvo);
- ein richtiger Zungenbrecher, da es im Slowakischen Konsonanten mit silbenbildender Funktion (l, ĺ, r, ŕ) gibt, existieren in der Sprache Wörter ohne Vokale (krk, stĺp, prst), die schwer auszusprechen sind. Es können sogar Sätze ohne einen einzigen Vokal entstehen: Strč prst skrz krk.
Laute und Schriftzeichen
Das slowakische Alphabet verwendet nicht nur Buchstaben des lateinischen Alphabets, sondern auch mehrere „eigenartige Zeichen“, wie etwa:
Akut bzw. Längezeichen (á, é, í, ó, ú, ý, ĺ, ŕ)
Häkchen (ď, ť, ň, ľ, ž, š, dž, č),
Umlaut (ä) – wird lediglich beim Buchstaben „a” verwendet, heute wird dieser Buchstabe mit Umlaut als [ɛ] ausgesprochen,
Zirkumflex – sieht wie ein „Dächlein“ aus und wird bei der Schreibung des Diphthongs [u-o] verwendet
In der Aussprache unterscheidet man zwischen langen und kurzen Vokalen, wobei die langen 1,5-mal länger ausgesprochen werden. Die Quantität oder auch Silbenlänge, also der Längenunterschied in der Aussprache von Vokalen, kann jedoch die Bedeutung der slowakischen Wörter verändern, deshalb sollte man besonders beim Gebrauch von einigen Wörtern wie etwa sud – súd (Fass - Gericht), parky – párky (Parks - Würstchen), tvar – tvár (Form - Gesicht) darauf achten.
Der Wortakzent liegt in der slowakischen Standardsprache für gewöhnlich auf der ersten Silbe, deshalb werden Silben mit langem Vokal, die sich in der Wortmitte oder am Wortende befinden, nicht betont: kultúra, manažér (die betonte Silbe ist unterstrichen).
Diphthonge (Doppellaute)
Im Slowakischen finden sich auch interessante Kombinationen von Lauten:
ia [i-a] piatok, sviatok
ie [i-ɛ] biela, poschodie
iu [i-u] číta tretiu (novšiu) esemesku (iu existiert nur in grammatischen Suffixen)
ô [u-o] nôž, stôl.
Diese werden auf eine spezifische Weise ausgesprochen, nämlich fließend – also ohne feste Abgrenzung der einzelnen Laute.
Konsonanten
Neben Graphemen (Schriftzeichen), die auch aus anderen Sprachen bekannt sind, existieren im Slowakischen noch relativ spezifische Zeichen mit einer charakteristischen Aussprache. Eine Besonderheit des Slowakischen ist zum Beispiel das Vorkommen der kurzen und langen silbenbildenden „zungenbrecherischen” Konsonanten r, l, ŕ, ĺ, ebenso wie der sogenannten weichen Konsonanten č, ď, ž, š, dž, ď, ť, ň, ľ.
č čokoláda, Čína (wie in „Tschüss“)
ď ďakovať, ďalej
ľ ľad, ľahký
ň koňak, vaňa (wie in „Kognak“)
š študent, šalát (wie in „Schule“)
ť ťava, šťastie
ž žirafa, žurnalistika (wie in „Journalistik“)
Eigentümlich sind auch die Konsonantengruppen ch, dz, dž. Wie es auch bei den vokalischen Diphthongen der Fall ist, ist jeder einzelnen dieser Konsonantenverbindungen ein spezifischer Laut zugewiesen:
ch chirurg, chlapec (wie der ach-Laut und ich-Laut im Deutschen)
dz schôdza, cudzinec (wie im italienischen Wort „zero“)
dž džem, dżez (wie in „Jazz“)
Slowakisch – damals und heute
Etwa im 10. Jahrhundert hat sich die Sprache der Westslawen vom Urslawischen abgespaltet, aus der sich dann neben Tschechisch und Polnisch auch Slowakisch entwickelt hat. Offiziell wurde auf dem Gebiet der heutigen Slowakei Latein und später auch Deutsch, Ungarisch und Tschechisch verwendet. Zur gleichen Zeit erblühten aber auch verschiedene slowakische Mundarten. Die deutlichsten unterscheidenden Veränderungen durchlief die slowakische Sprache im 10. – 12. Jahrhundert. Im 16. – 18. Jahrhundert übernahm Tschechisch die Rolle der Kultursprache auf dem Gebiet der gegenwärtigen Slowakei; es wurden aber auch schon einige Varianten der slowakischen Kultursprache verwendet: die westslowakische, mittelslowakische und ostslowakische Kultursprache. Ende des 18. Jahrhunderts wurden bereits erste Versuche unternommen, eine slowakische Standardsprache festzulegen. Den ersten bedeutenden Anstoß dazu gab Anton Bernolák, der seine Kodifikation auf der westslowakischen Kultursprache begründete (1787). Über ein halbes Jahrhundert später wählte Ľudovít Štúr die mittelslowakische Sprache als Kodifikationsvorlage (1863). Seine Kodifikation wurde innerhalb kurzer Zeit angenommen und abgesehen von einigen Änderungen gilt sie bis heute.
Slowakisch ist eine stolze dynamische Sprache mit einer reichen Vielfalt an Stilschichten. Die Slowakei gehört zu den wenigen europäischen Ländern, die entschieden haben, den Status ihrer Sprache auch gesetzlich festzulegen. Seit 1995 wird Slowakisch deshalb als „Staatssprache“ angesehen und über seine Kodifikation entscheidet das Kulturministerium der Slowakischen Republik.
Slowakisch in der Welt
Slowakisch ist die offizielle Sprache der Slowakischen Republik. Diese Sprache sprechen aber auch Hunderttausende in den USA, in Kanada, der Tschechischen Republik, in Ungarn, Rumänien, Serbien, Kroatien und anderen Ländern. Schon über fünfzig Jahre besteht das Interesse für das Studium der slowakischen Sprache, und das auch dank Studia Academica, dem Zentrum für Slowakisch als Fremdsprache und seinen vielen Bildungsprogrammen und Lehrmaterialien (wie etwa das Lehrbuch Krížom-Krážom). Darüber hinaus können Sie über die im Internet angebotenen Fernkurse e-slovak.sk und myslovak.sk in die faszinierende Welt der slowakischen Sprache eintauchen.
Autorin des Textes: Júlia Vrábľová, nach der Publikation Prvá pomoc po slovensky – Erste Hilfe Slowakisch (Vrábľová und andere)
Illustriert von: Oto Hudec
Mehrsprachiges Webportal für das Erlernen der slowakischen Sprache: slovake.eu